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Dr. Fabian Queißert, leitender Neuro-Urologe am Uniklinikum Münster, zu Restharn, den Therapiemöglichkeiten bei Entleerungsstörungen und wie er Patienten den intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK) näherbringt.
„Etwa die Hälfte meiner Patienten kommt mit einer Kontinenzproblematik in die Sprechstunde“, sagt Dr. Fabian Queißert, Leiter des Bereichs Neuro-Urologie und des Kontinenz-/Beckenbodenzentrums an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Münster. Es müsse zwar nicht unbedingt das Ziel sein, immer komplett restharnfrei zu sein, aber bei Symptomen wie Entleerungs- oder Drangbeschwerden sowie Blasenentzündungen könne Restharn problematisch werden. Das heißt: Lässt sich die Blase nicht richtig entleeren, sollte zunächst mittels einer Ultraschalluntersuchung der Restharn gemessen werden. Als relevante Restharnmenge bezeichnet Dr. Queißert im Allgemeinen 10 bis 20 Prozent des durchschnittlichen Miktionsvolumens. Dies betrage bei Frauen etwa 400, bei Männern circa 500 Milliliter. Dementsprechend können 40 bis 100 Milliliter noch im normalen Bereich sein.
Bei Entleerungs- oder Drangbeschwerden können Patienten aufgrund des Restharns nicht das volle Blasenvolumen nutzen, die Blase ist schneller voll. Bevor es zum Überlaufen und zu Inkontinenz kommt, können einige Tricks helfen: Harndrang möglichst niemals einhalten. Nach dem Wasserlassen dem Muskel kurze Zeit zur Erholung geben und erneut versuchen, den Rest zu ent-leeren. Statt Bauchpresse entspannte Miktion. Und: nicht zu große Mengen auf einmal trinken, sondern über den Tag verteilt, um den Blasenmuskel nicht zu überdehnen oder auszuleiern. Noch ernster wird es, wenn aufgrund dauerhaften Restharns Bakterien nicht ausgeschwemmt werden und eine Harnwegsinfektion auslösen, die dringend therapiert werden muss.
Ursachen für Entleerungsstörungen gibt es viele: Eine häufig betroffene Gruppe sind männliche Patienten mit Prostatavergrößerung. Die BPH (benigne Prostatahyperplasie) löst eine Obstruktion der Harnröhre aus, die Blase muss sich bis zur Überlastung kontrahieren, es bleibt Restharn zurück. Als weitere Gruppe nennt Dr. Queißert Patienten mit neurologischen Störungen im Informationsfluss vom Miktionszentrum im Frontalhirn zur Blase. Auslöser können Erkrankungen wie Multiple Sklerose sein, aber auch Querschnitt, Parkinson, Diabetes oder OPs im Beckenbereich, die zu einer Läsion peripherer Nerven geführt haben.
In seiner neuro-urologischen Sprechstunde untersucht Dr. Queißert zunächst die Gründe für den Restharn. Bestehen gute Heilungsaussichten, versucht er primär, Patienten medikamentös oder operativ zu helfen. Gegebenenfalls kann über einen Blasenschrittmacher nachgedacht werden. Auch Entspannungstechniken für den Beckenboden können nützlich sein. Insbesondere bei überdehnter Blase oder neurogener sowie langzeitiger Blasenstörung empfiehlt Dr. Queißert den intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK). Um Patienten nicht zu demotivieren, wenn sie erstmals damit konfrontiert sind, rät er, in einem Aufklärungsgespräch das Katheterisieren übergangsweise zu testen – unterstützt von Therapeuten in der Praxis, Nachversorgern zu Hause und bestenfalls unter Einbindung von Angehörigen. „Nach einem Vierteljahr gehen sie dann meist routiniert mit dem Katheter um und wollen gar keine andere Therapie mehr“, berichtet Dr. Queißert und fügt hinzu: „Selbstverständlich hat der Patient die Entscheidungsmacht. Aber ich halte den ISK, wenn indiziert, für die beste Langzeitbehandlung.“
Quelle: Collegial Nr. 126 - Herbst/Winter 2023/2024
Bildquelle: Coloplast, UKM